Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft: Naturkatastrophen-Bilanz 2011


Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft

04.01.2012, Eine Reihe schwerster Erdbeben und eine Vielzahl wetterbedingter Katastrophen haben 2011 zum Jahr mit den höchsten Schäden aus Naturkatastrophen aller Zeiten gemacht. Die gesamtwirtschaftlichen Schäden lagen weltweit mit etwa 380 Mrd. US$ fast um zwei Drittel höher als 2005, dem bisherigen Rekordjahr mit Schäden von 220 Mrd. US$. Allein die Erdbeben in Japan im März und Neuseeland im Februar verursachten fast zwei Drittel dieser Schäden. Die versicherten Schäden übertrafen mit 105 Mrd. US$ ebenfalls den Rekordwert von 2005 (101 Mrd. US$).


Torsten Jeworrek, im Vorstand von Munich Re für das weltweite Rückversicherungsgeschäft zuständig: „So eine Serie schwerster Naturkatastrophen wie im abgelaufenen Jahr ereignet sich zum Glück nur sehr selten. Wir haben es mit Ereignissen zu tun, deren Wiederkehrperioden bezogen auf den Ort des Ereignisses zum Teil bei einmal in 1000 Jahren oder sogar höher liegen. Aber wir sind auf solche Extremsituationen vorbereitet. Es ist die Aufgabe der Versicherungswirtschaft, auch für extreme Schäden aufzukommen, damit einen Beitrag zu deren Bewältigung zu leisten und aus den Ereignissen zu lernen, um die Menschheit besser vor den Folgen der Naturgewalten zu schützen.“

Das Jahr in Zahlen


Mit rund 820 schadenrelevanten Ereignissen liegt 2011 etwa im Schnitt der vergangenen zehn Jahre. 90% der registrierten Naturkatastrophen waren wetterbedingt – jedoch knapp zwei Drittel der gesamtwirtschaftlichen und rund die Hälfte der versicherten Schäden entfielen auf geophysikalische Ereignisse, insbesondere die grossen Erdbeben. Normalerweise sind die wetterbedingten Naturkatastrophen die dominierenden Schadentreiber: Im Mittel der vergangenen drei Jahrzehnte trugen geophysikalische Ereignisse nur knapp 10% zu den versicherten Schäden bei. Ungewöhnlich war 2011 auch die regionale Verteilung der Schäden: Rund 70% der gesamtwirtschaftlichen Schäden entfielen auf Asien.

Bei den Naturkatastrophen des abgelaufenen Jahres kamen etwa 27.000 Menschen ums Leben. Nicht berücksichtigt in dieser Zahl sind die zahllosen Menschen, die bei der Hungersnot in Folge der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten am Horn von Afrika gestorben sind. Diese Dürre bedeutete die grösste humanitäre Katastrophe des vergangenen Jahres. Bürgerkrieg und politische Instabilität trugen dazu bei, dass effektive Hilfe von aussen für die Menschen nur schwer möglich war.

Die Erde in Bewegung: 11. März, das Beben von Tohoku


Das folgenschwerste Ereignis des Jahres war das Tohoku-Erdbeben am 11. März in Japan, als sich 130 Kilometer östlich der Hafenstadt Sendai und 370 Kilometer nördlich von Tokio ein Seebeben der Magnitude 9,0 ereignete. Es war das stärkste jemals in Japan registrierte Erdbeben. Die Schäden durch die Erdstösse selbst waren dank der strengen Bauvorschriften relativ moderat, jedoch löste das Beben einen zerstörerischen Tsunami aus. Die Welle verwüstete die Nordostküste der Hauptinsel Honshu; in manchen Buchten schaukelte sie sich bis zu 40 Meter Höhe auf. Ganze Orte, Strassen und Bahngleise wurden weggespült, hunderttausende Häuser wurden zerstört. Trotz vielfach hoher Schutzwälle und eines gut funktionierenden Frühwarnsystems starben etwa 16.000 Menschen. Ohne diese präventiven Einrichtungen hätten die Opferzahlen deutlich höher gelegen. Der Tsunamigefährdete Nordosten Japans wurde vermutlich zuletzt im Jahr 869 von einer ähnlich verheerenden Flutwelle getroffen.

In Folge des Tsunamis havarierten mehrere Blöcke des Atomkraftwerks Fukushima 1. Einige Gebiete im Umkreis von vielen Kilometern um das Kraftwerk werden auf lange Zeit nicht mehr bewohnbar sein. Selbst ohne Berücksichtigung der Folgen des Atomunglücks belaufen sich die gesamtwirtschaftlichen Schäden durch das Beben und den Tsunami auf 210 Mrd. US$ – die teuerste Naturkatastrophe aller Zeiten. Der Anteil der versicherten Schäden betrug möglicherweise bis zu 40 Mrd. US$.

Die Bruchlinie, die das Beben auslöste, war mit 450 Kilometern eigentlich kurz. Jedoch verschob sich der Meeresboden an der Bruchfläche um 30 bis 40 Meter. Experten gehen davon aus, dass sich ein Beben dieser Stärke dort einmal in 500 bis 1500 Jahren ereignet. Auf das Hauptbeben folgten tausende Nachbeben, das stärkste mit einer Magnitude von 7,9 rund 40 Minuten danach.

Die Erde in Bewegung II: Die Beben von Christchurch


Vor der Tsunami-Katastrophe in Japan hatte am 22. Februar ein Beben der Magnitude 6,3 die neuseeländische Stadt Christchurch erschüttert. Die Besonderheit: Dort hatte sich erst sechs Monate zuvor ein schweres Beben der Magnitude 7,1 ereignet. Zudem schaukelten sich die Erschütterungswellen durch Reflektion an einem nahegelegenen erloschenen Vulkanmassiv auf, so dass die Zerstörungen weitaus grösser waren als bei dieser Magnitude zu erwarten gewesen wäre. Das Epizentrum lag zudem in geringer Tiefe und nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Die Schäden waren enorm: Zahlreiche ältere Gebäude stürzten ein, und trotz der hohen Baustandards wurden auch viele neue Gebäude schwer beschädigt. Einige Wohngebiete werden nicht mehr aufgebaut. Die gesamtwirtschaftlichen Schäden betrugen 16 Mrd. US$, davon war ein grosser Anteil – rund 13 Mrd. US$ – versichert.

Einen Tag vor Weihnachten bebte die Erde in Christchurch erneut. Bei drei stärkeren Beben wurden mehr als ein Dutzend Menschen verletzt. Die Beben waren in ihren Ausprägungen nicht so intensiv wie das extrem zerstörerische Beben vom Februar. Daher sind aus diesen Nachbeben deutlich geringere Schäden für die Versicherungswirtschaft zu erwarten.

Prof. Peter Höppe, Leiter der GeoRisikoForschung von Munich Re: „Auch wenn der Eindruck täuschen mag – die Erdbebenwahrscheinlichkeit insgesamt hat nicht zugenommen. Die schweren Erdbeben sind aber dringende Mahnungen, diese Risiken bei Standortentscheidungen für Ansiedlungen und ganz konkret für bestimmte Gebäude, insbesondere Atomkraftwerke, unbedingt zu bedenken. Zudem müssen die Baustandards in erdbebengefährdeten Regionen noch deutlich strenger werden. Damit die Gebäude nicht nur stehenbleiben, was entscheidend für die Rettung von Menschenleben ist, sondern damit sie auch weiter benutzt werden können.“

Wetterkatastrophen: Hochwasser in Thailand


Von den zahlreichen Wetterkatastrophen des Jahres ist vor allem das Hochwasser in Thailand zu nennen. Ausgelöst wurde es durch extreme Niederschläge, die bereits im Frühjahr begannen und ihren Höhepunkt im Herbst erreichten. Wegen der geringen Höhe über dem Meeresspiegel ist die Tiefebene Zentral-Thailands mit der Hauptstadt Bangkok während der Regenzeit von Mai bis Oktober stark hochwassergefährdet. Die diesjährigen Überschwemmungen wurden von den Behörden als die schlimmsten seit rund 50 Jahren eingestuft. Vermutlich spielte dabei das natürliche Klimaphänomen La Niña eine gewisse Rolle, da in dieser Phase die Regenzeit oft intensiver ausfällt.

Durch das Hochwasser verloren etwa 800 Menschen ihr Leben. Es wurden nicht nur hunderttausende Häuser und riesige landwirtschaftliche Flächen, sondern auch sieben grosse Industriegebiete mit Produktionsanlagen vor allem japanischer Konzerne überschwemmt. Dabei wurden viele Hersteller elektronischer Schlüsselkomponenten betroffen, was wiederum zu Verzögerungen oder gar Produktionsunterbrechungen bei deren Kunden führte. So war beispielsweise die Fertigung von rund 25% der weltweit benötigten Komponenten für Computer-Festplatten in Thailand direkt vom Hochwasser beeinträchtigt. Mit gesamtwirtschaftlichen Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe ist es bei weitem die teuerste Naturkatastrophe in der Geschichte des Landes.

Nordamerika: Viele Unwetter, wenige Hurrikane erreichen das Land


Ungewöhnlich heftig verlief die Tornadosaison in den Südstaaten und im Mittleren Westen der USA. Mehrere Serien von Unwettern mit zahlreichen Tornado-Ausbrüchen verursachten in der Summe einen gesamtwirtschaftlichen Schaden von rund 46 Mrd. US$, wovon rund 25 Mrd. US$ versichert waren. Die versicherten Schäden lagen damit mehr als doppelt so hoch wie im bisherigen Rekordjahr 2010. Die Serie von Unwettern ist wesentlich durch das Klimaphänomen La Niña zu erklären. In Folge dieser natürlichen Klimaschwankung gelangen Wetterfronten mit kühler Luft aus dem Nordwesten häufiger über die zentralen Staaten hinweg und treffen auf feuchtwarme Luft im Süden. Unter diesen Bedingungen sind extreme Unwetter wahrscheinlicher als in normalen Jahren.

Die Schäden aus Hurrikanen im Nordatlantik blieben relativ moderat. Aber wie schon 2010 nur durch Zufall: Denn die Zahl der in dieser Saison gezählten tropischen Wirbelstürme lag mit 18 in dieser Saison zwar weit über dem langfristigen Durchschnitt (11) und auch über dem Schnitt der seit Mitte der 90er Jahre anhaltenden Warmphase (15) mit erhöhter Sturmaktivität. Die Anzahl der Stürme mit Hurrikanstärke lag mit 6 im langfristigen Durchschnitt. Die Zahl der Tropenstürme, die Land erreichten und insbesondere die US-Küste trafen, war jedoch sehr gering: Nur drei benannte Stürme, darunter Hurrikan Irene, erreichten das US-Festland. Irene erzeugte in der Karibik und in den USA einen gesamtwirtschaftlichen Schaden von 15 Mrd. US$, davon waren 7 Mrd. US$ versichert.

Bemerkenswert zudem in diesem Jahr: Die US-Wetterbehörde NOAA stufte erstmals ein Tief über dem Mittelmeer als tropischen Sturm ein. Das Tief Rolf hatte sich am 3. November gebildet. Ursache war ein Kaltluftvorstoss über dem mit 20°C noch sehr warmen Meer. Mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von gut 120 km/h ging der Sturm „01M“ an der französischen Mittelmeerküste an Land. Dieser Sturm führte zu extremen Niederschlägen entlang der Cote d’Azur.


Medienkontakt:


Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Königinstrasse 107 80802 München Tel. 049 89 38 91 0 Fax 049 89 39 90 56 info@munichre.com

ENDE Pressemeldung / Pressemitteilung Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft: Naturkatastrophen-Bilanz 2011


Über Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft:
Unser Geschäftsmodell basiert auf der Kombination von Erst- und Rückversicherung unter einem Dach. Weltweit übernehmen wir Risiken unterschiedlichster Komplexität und Ausprägung. Erfahrung, Finanzkraft, Effizienz und ein erstklassiger Service machen uns zum ersten Ansprechpartner in allen Fragen rund ums Risiko. Dabei legen wir höchsten Wert auf ein enges und vertrauensvolles Verhältnis zu unseren Kunden.

Munich Re steht für ausgeprägte Lösungsexpertise, konsequentes Risikomanagement, finanzielle Stabilität und große Kundennähe. Im Geschäftsjahr 2014 erzielte die Gruppe einen Gewinn von 3,2 Mrd. €. Ihre Beitragseinnahmen beliefen sich auf über 48 Mrd. €. Sie ist in allen Versicherungssparten aktiv und mit über 43.000 Mitarbeitern auf allen Kontinenten vertreten.

Rückversicherung Mit Beitragseinnahmen von rund 27Mrd. € allein aus der Rückversicherung ist Munich Re einer der weltweit führenden Rückversicherer. Besonders wenn Lösungen für komplexe Risiken gefragt sind, ist Munich Re ein gesuchter Ansprechpartner. Das globale und lokale Knowhow unserer rund 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Rückversicherung ist einzigartig. Munich Re legt dazu hohen Wert auf Kundenservice, der regelmäßig mit Bestnoten bewertet wird.

Erstversicherung Die Erstversicherungsaktivitäten bündelt Munich Re vor allem in der ERGO Versicherungsgruppe. Weltweit ist die Gruppe in über 30 Ländern vertreten und konzentriert sich auf die Regionen Europa und Asien. ERGO bietet ein umfassendes Spektrum an Versicherungen, Vorsorge und Serviceleistungen. Im Heimatmarkt Deutschland gehört ERGO über alle Sparten hinweg zu den führenden Anbietern. 46.000 Menschen arbeiten als angestellte Mitarbeiter oder als hauptberufliche selbstständige Vermittler für die Gruppe. 2014 nahm ERGO Beiträge in Höhe von 18 Mrd. € ein.

Munich Health Unter der Marke Munich Health bündelt Munich Re ihr globales Gesundheits-Knowhow in der Erst- und Rückversicherung mit einem Beitragsvolumen von 5,3 Mrd. € im Geschäftsjahr 2014. Über 3.000 Experten weltweit nutzen diesen Erfahrungsschatz und bieten unseren internationalen Kunden innovative Lösungen sowie individuelle Services und Consultingleistungen. Mit unserem einzigartigen Geschäftsmodell reagieren wir schnell und gezielt auf Veränderungen in den lokalen Märkten und sorgen so bei unseren Kunden für nachhaltigen Erfolg.

Asset Management Die weltweiten Kapitalanlagen der Gruppe von 227 Mrd. € werden von der MEAG betreut. Die Qualität des Assetmanagements hat sich auch während der Finanzkrise gezeigt, die Munich Re mit hoher Finanzkraft gemeistert hat.

Daneben bietet die MEAG privaten und institutionellen Kunden ihre Kompetenz an. Das Volumen des für Dritte verwalteten Vermögens beläuft sich auf 13,9 Mrd. €.


Newsletter abonnieren
Auf  diesem Link abonnieren Sie unseren Newsletter und sind stets aktuell informiert.


Eigene News publizieren
Haben Sie eine aktuelle Firmeninformation oder ein Angebot, dass Sie hier publizieren möchten?
Auf  diesem Link erfassen Sie die entsprechenden Informationen.

Aktuellenews.de

Der Onlineverlag HELP Media AG publiziert seit 1996 Konsumenten­in­for­mationen.

Referenzen

  Online-Shop

HELP Media AG in Social Networks
Facebook X (früher Twitter) Instagram LinkedIn YouTube

Ihre Werbe­plattform

HELP.CH your e-guide ® ist ein führendes Ver­zeich­nis für Wirt­schafts- und Handels­register­daten so­wie von Firmen­adressen, 2'500 eige­nen Schweizer Web­adressen (Domains) und 150 eigen­ständigen Infor­mations­por­talen.

www.help.ch

Kontakt

Email:
info@help.ch

Adresse:
HELP Media AG
Geschäftshaus Airgate
Thurgauerstrasse 40
CH-8050 Zürich




Copyright © 1996-2024 HELP Media AG, Geschäftshaus Airgate, Thurgauer­strasse 40, CH-8050 Zürich. Alle Angaben ohne Gewähr. Im­pres­sum / AGB, Nut­zungs­bedin­gungen, Daten­schutz­er­klärung